Kashgar: Am Rand der Wüste ohne Wiederkehr
Ursprünglich war es das Ziel unserer Tour „8000 Kilometer weit“: Kashgar, Ausgangspunkt für die Besteigung des Muztagata (7546 Meter) und Knotenpunkt in China, an dem sich die Seidenstraße teilt. Zu unserer Linken breitet sich das riesige Becken der Taklamakan aus, der Wüste ohne Wiederkehr. Vor uns liegen die Kunlun-Berge mit ihren weit über 4000 Meter hohen Pässen. Wir verlassen hier die Seidenstraße und schlagen die südliche Richtung direkt zum Khunjerab-Pass und der Grenze zu Pakistan ein. Erst hier in Kashgar haben wir die Genehmigung erhalten, diesen 4700 Meter hohen Pass mit dem Fahrrad zu befahren – allerdings nur mit militärischer Eskorte. Rund 800 harte Kilometer trennen uns noch von Skardu, wo wir endgültig unsere Räder verpacken und uns auf die Expedition zum Gasherbrum II konzentrieren können.
(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)
Über das Pamir-Gebirge nach China
Wenn wir bisher von schlechten Straßen geschrieben haben, dann nur, weil wir die kirgisischen Schotterpisten über die hohen Pässe des Pamir-Gebirges noch nicht kannten. Unsere Handgelenke machen uns sehr zu schaffen, obwohl wir nicht schneller als vier bis fünf Kilometer pro Stunde fahren. Wir stehen sogar im Brummistau, weil streckenweise jeder der wenigen verkehrenden Trucks einzeln durch das Labyrinth metertiefer Bodenwellen und Löcher gelotst werden muss. Am 3630 Meter hohen Taldyk-Pass spüren wir wegen des eisigen Winds die Zehen und Finger kaum noch – schließlich sind unsere Körper seit der Karakum-Wüste auf Hitze eingestellt. Und trotzdem: Beim Anblick der sechs- und siebentausend Meter hohen Eisriesen der Alau-Kette rücken diese Widrigkeiten in den Hintergrund. Einer der grandiosesten Momente dieser Tour!
An der chinesischen Grenze, unsere Tachos zeigen bereits knapp über 8000 Kilometer, erwartet uns eine böse Überraschung. Die besoffenen Grenzsoldaten machen Wochenende. Das bedeutet für uns: zwei Tage Zwangspause im Zelt unmittelbar neben dem Stacheldrahtzaun, der Kirgisien von China trennt.
(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)
Das Himmelsgebirge bringt uns zum Schwitzen
Wir überqueren die Ausläufer des Tienschan (Himmelsgebirge). Die steile Pass-Straße schlängelt sich durch eine grüne, nahezu baumlose Hügelwelt, schneebedeckte 3000er-Gipfel in der Ferne. Nach der Passhöhe (2200 Meter), ein streng vom Militär bewachter Tunnel, erwarten uns eine lange Abfahrt durch Geröllfelder mit karger Vegetation und die letzte flache Etappe vor unserem Ziel in Pakistan. Wir folgen nun dem Flusstal des Sirdarya, in dem nur dank intensiver Bewässerung weitläufige Pappelalleen, Getreide und Baumwolle gedeihen. Vor der kirgisischen Grenze legen wir noch eine kurze Verschnaufpause ein, bevor wir die hohen Pässe des Pamirgebirges in Angriff nehmen.
Ultratour 2007 zum Nachfliegen
Beitrag von Erik Pusch:
Die Wegmarken der Ultratour sind jetzt mit Blogeinträgen bis Tashkent aktualisiert. Die voraussichtlich in den nächsten Tagen folgenden Stationen sind ebenfalls schon eingetragen.
Außerdem sind alle Wegmarken jetzt mit angepaßten Kamerastandpunkten versehen, um die gesamte Strecke der Ultratour in Google Earth bequem abfliegen zu können.
Mehr Infos auf unserer Seite Die Route.
Abschied: Viktor hat sein Ziel erreicht
Morgen um 6:30 Uhr startet das Flugzeug, das Viktor von Tashkent zurück nach Deutschland bringt. Er hat nach 7435 Kilometern, 72 Radltagen und 410 Stunden im Sattel sein Ziel erreicht: Zentralasien, wo er geboren wurde. Vielen Dank, Viktor, dass Du uns bis hierher begleitet hast. Wir hatten eine super Zeit zusammen!
Das Ultratour-Team wirft sich in Schale
Organisationstag in Tashkent, wir beantragen das letzte noch ausstehende Visum, das für Pakistan. Da unsere Passbilder, die wir von Deutschland mitgebracht haben, wegen ihres weißen Hintergrunds nicht gefallen, schickt uns der mürrische Herr hinter der angeschlagenen Glasscheibe zur Fotografin nebenan. Wir warten dort eine geschlagene Stunde. Sie ersetzt am PC auf den digitalen Passbildern des Kunden vor uns mit viel Geduld das dreckige Hemd durch Anzug und Krawatte. Gediegenes Aussehen öffnet Türen. Vielleicht ja auch zu einem dreimonatigen pakistanischen Visum innerhalb von 24 Stunden. Wir bestellen das gleiche Outfit.
(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)
Unser Material kommt an seine Grenzen
Wieder bricht eine hintere Felge: 100 Kilometer vor Tashkent entdeckt Andi den irreparablen Riss an der Wange seines Hinterrads. Ein passendes Ersatzteil bekommen wir weder in Usbekistan noch in Kirgisien, China oder Pakistan. Zum Glück überlässt uns Viktor, der sein Ziel in Tashkent erreicht hat, seine ebenfalls rissige Felge. Wir können nur hoffen, dass sie auf den letzten 1.400 Kilometern bis Skardu (Pakistan) nicht auch noch bricht; uns bleibt keine andere Wahl. Mittlerweile haben wir den Schaden an Christians Rad geortet: Das Lager seines rechten Pedals frisst. Billiger Ersatz aus China ist bereits organisiert.
(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)
Usbekistan: Gegenwind und kaputte Straßen
Wir können keine fünf Minuten fahren, ohne dabei tiefen Kratern in der maroden Asphaltstraße auszuweichen. Zu oft gelingt es uns trotz des Slaloms nicht: Die Räder krachen in das Schlagloch. Wieder ein Stoß, den wir unseren Felgen und Handgelenken gerne erspart hätten: Viktors hintere Felge, in Istanbul erneuert, zeigt bereits wieder fünf Risse. Außerdem müssen wir diverse gebrochene Speichen austauschen.
Der Gegenwind, der uns seit über 1300 Kilometern verfolgt, bremst uns auf ein den Straßen angepasstes Tempo ab. Trotzdem kommen wir schneller voran als geplant. Nach einigen hundert Kilometern durch Getreidefelder, Aprikosen- und Maulbeerplantagen erreichen wir schon am 8. Mai die nächste bedeutende Station auf der Seidenstraße, Samarkand. 7093 Kilometer liegen hinter uns, und mittlerweile sind sie uns deutlich anzusehen: knochiger, leichter. Essen wird hier zunehmend zum Problem: Neben Hammelfett haben wir wenig Auswahl; pure Kartoffeln helfen bei Durchfall.
(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)
Quälende Hitze in der Karakum-Wüste
Stickige Luft lässt uns nicht schlafen – die Wüste Turkmenistans kühlt selbst in der Nacht nur minimal ab! Mückenschwärme zwingen uns in die Zelte, in denen wir kaum atmen können. Am Morgen brechen wir bei Sonnenaufgang auf und bringen das Gros der Tageskilometer möglichst schnell hinter uns, um der sengenden Mittagssonne zu entgehen. Dabei durchqueren wir die Karakum im Frühling. Noch blühen die Sträucher, und die Kamele fressen frische Blumen. Die wenigen Wüstenbewohner erzählen, in wenigen Wochen werde es deutlich heißer und trockener, kein einziger Ast sei dann noch grün.
Die usbekische Grenze passieren wir dank unseres Dolmetschers Viktor problemlos. Nach zwei Stunden sind wir durch und kämpfen uns zwangsläufig in der Mittagshitze nach Buchara, einem wichtigen Knotenpunkt an der Seidenstraße und Zentrum des Islams in Zentralasien.
(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)