Abgelegt unter: 8000 Meter hoch
Das Wetter schlägt – wie so oft an den Achttausendern dieser Welt – wilde Kapriolen: Auf strahlenden Sonnenschein und euphorische Zeitpläne von Helmut und Christian folgen Schneegestöber und Frust. Innerhalb von zwei Tagen legt sich mehr als ein Meter Pulverschnee über die Zelte und die bereits bis zum zweiten Hochlager angebrachten Fixseile.
Erst am Mittwoch scheinen dem Team die Verhältnisse am Gasherbrum II wieder passabel. Christian, Helmut, Alexander, Tassilo und Jeff steigen auf und übernachten im Hochlager 1, um am nächsten Tag die Arbeit der Sherpa anderer Expeditionen fortzusetzen: Sie graben die Fixseile bis zu einer Höhe von 6300 Metern aus. Dann müssen sie abbrechen. Die Neuschneeschicht liegt noch immer ohne sichere Unterlage und kann jeden Moment abrutschen. Die Gefahr ist einfach zu groß. Zu allem Überfluss schlägt das Wetter erneut um, wieder fallen Schneeflocken, wieder zieht der Himmel bedrohlich zu. Während Helmut, Alexander und Tassilo trotzdem eine weitere Nacht in Lager 1 bleiben, steigen Christian und Jeff ins Basislager ab und geraten dabei in die Ausläufer einer kolossalen Lawine. Sie rast von der steilen Flanke des Gasherbrum I auf die beiden zu, die Druckwelle reißt sie beinahe zu Boden, der Schneestaub presst sich in Ohren, Nasenlöcher, in jede Ritze ihrer Rucksäcke.
Warten! Auf Sonnenschein und sicherere Verhältnisse. Wir hoffen, dass die Vorhersagen der Meteorologen für das Karakorum zutreffen und das ganze Team am kommenden Samstag in Richtung Eisbruch und Hochlager aufbrechen kann. Wenn das Wetter mitspielt, wollen sie den Gipfel des Gasherbrum II erreichen, ohne nochmals zum Basislager zurückzukehren.
Ein trauriges Ereignis überschattet die schwere Arbeit am Berg: Eine österreichische Bergsteigerin der Nachbarexpedition starb in ihrem Basislagerzelt – vermutlich an einem Gehirnödem.
(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)