ULTRATOUR 2007

Lawine reißt Deutschen in den Tod
Donnerstag, 19. Juli 2007, 11:42 Uhr
Abgelegt unter: 8000 Meter hoch

Gestern ereignete sich am Gasherbrum II oberhalb des zweiten Hochlagers ein erschütternder Unfall: Eine Lawine erfasste das Team der deutschen Amical-Expedition und begrub vier Bergsteiger unter ihren Schneemassen. Laut Amical konnten Teilnehmer anderer Expeditionen zwei der Verunglückten bergen. Ein 40-jähriger Baden-Württemberger erlag jedoch kurz darauf seinen Verletzungen. Der 37-jährige, japanische Top-Alpinist Hiro, der nur einige Wochen zuvor den Gipfel des 8163 Meter hohen Manaslu erreicht hatte, ist ebenfalls schwer verletzt und muss per Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden. Der Leiter der Gruppe soll mit Rippenbrüchen davongekommen sein. Den vierten Verschütteten konnte das Rettungsteam noch nicht aufspüren, er bleibt vermisst.
Die Truppe von Amical wollte wie Helmut, Alexander, Tassilo, Jeff und Andi das viertägige Schönwetterfenster nutzen, obwohl am Wochenende erneut ein Meter Neuschnee gefallen war. Wenn unsere Leute ihren Zeitplan eingehalten haben, befanden sie sich am Mittwoch ebenfalls auf dem Weg vom Lager II zum Lager III. Uns liegen derzeit noch keine Informationen darüber vor, inwieweit sie an der Rettungsaktion beteiligt waren und wo sie sich derzeit aufhalten.

(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)



Zweiter und letzter Gipfelversuch
Mittwoch, 18. Juli 2007, 15:52 Uhr
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Seit Dienstag steigt die Mannschaft wieder in Richtung Gipfel auf – allerdings ohne Christian. Nach vier Monaten auf dem Rad und einem Gipfelversuch, bei dem der Abstieg wegen eines Schneesturms zum lebensgefährlichen Abenteuer wurde, hat Christian den Kopf nicht mehr frei für einen weiteren Anlauf.
Die anderen wollen die Spitze des Gasherbrum II am Donnerstag erreichen. Dieses Mal scheint es der Wettergott gut mit ihnen zu meinen. Der Sonnenschein soll noch bis Samstag anhalten – lang genug also. Die Chancen stehen gut!

(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)



300 Meter vor dem Gipfel vom Schneesturm gestoppt
Samstag, 14. Juli 2007, 16:32 Uhr
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Christian, Helmut und einige Mitglieder der Schweizer Expedition mussten bei ihrem gestrigen Gipfelversuch auf einer Höhe von 7700 Metern umkehren. Der eiskalte Sturm, einsetzender Schneefall und zunehmend schlechte Sicht machten den weiteren Aufstieg zum unkalkulierbaren Risiko und zwangen die Bergsteiger zum Rückzug. „Nur drei Stunden hätte das Wetter länger halten müssen, und wir wären am Gipfel gewesen“, erzählt Christian heute eine Stunde nach seiner Rückkehr im Basislager. „Für die Verhältnisse sind wir sehr weit gekommen.“ Die übrige Mannschaft war wegen der unsicheren Wetterlage schon am Freitag vom dritten Lager abgestiegen. Andi, der anhaltenden Strapazen müde, fasst seine Stimmung so zusammen: „Nach sechs Monaten ununterbrochener Aktion ist es nun genug.“
Momentan fallen noch immer dicke Flocken aus dunklen Wolken, eine Schneeschicht hat sich bereits wieder über Spur, Fixseile und Zelte gelegt. Ob das dreitägige Schönwetterfenster, das Meteorologe Dr. Gabl für kommende Woche vorhersagt, unter diesen Umständen für einen weiteren Gipfelversuch ausreicht, hängt davon ab, wie sich die Lawinengefahr in den nächsten Tagen entwickelt.

(nach einem Interview mit Christian Rottenegger und Andreas Seiler)



Aktuelle Wetterlage am Gasherbrum in Google Earth
Donnerstag, 12. Juli 2007, 16:57 Uhr
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Beitrag von Erik Pusch

Zum besseren Verfolgen der aktuellen Wettersituation am Gasherbrum II haben wir ein Overlay für Google Earth mit der aktuellen Wetterlage im Karakorum erstellt.

Hinweise:

  • – Nach Herunterladen der Overlay-Datei dieses .kmz-Archiv in Google Earth öffnen; es wird dann die aktuelle Wetterlage der Region als Satellitenbild eingeblendet.
  • – Sollten Teile des Overlays schwarz sein, so gibt es gerade keine aktuelles Satellitenbild von dieser Region.
  • – Gelegentlich kommt eine Meldung wegen überlastetem Server und es wird ein großes rotes Kreuz dargestellt. Dann später einfach noch mal versuchen (es gibt nur weltweit einen einzigen Server für diese Bilder) .

Overlay für Google Earth mit der aktuellen Wetterlage im Karakorum (http://www.ultratour-2007.de/files/ultratour-2007-wetter-dynamic.kmz)



Wetterprognose: Sturm und Schnee am Gipfeltag
Donnerstag, 12. Juli 2007, 15:06 Uhr
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Morgen sollte der Gipfeltag werden, fünf Mitglieder unseres Teams befinden sich am Berg. Nun gibt der aktuelle Wetterbericht des Leiters der Wetterdienststelle Innsbruck Dr. Gabl Anlass zur Sorge: Heute Abend soll an den hohen Bergen im Karakorum eine Wolkendecke aufziehen, der schon jetzt stürmische Wind im Laufe des Freitags Geschwindigkeiten von bis zu 65 kmh erreichen. Ab Mittag sagt Dr. Gabl zu all dem noch Niederschlag voraus. Das schlechte Wetter wird bis voraussichtlich Dienstag anhalten.

(nach einem Telefongespräch mit Dr. Karl Gabl)



Unterwegs zum Gipfel
Mittwoch, 11. Juli 2007, 16:04 Uhr
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Sorin, der Expeditionsleiter, und Stefan sind nicht mehr mit dabei. Sorin musste wegen der Halswirbelverletzung abbrechen, die er sich vor sechs Monaten bei einem Fahrradunfall zugezogen hat. Stefan kam mit der Höhe nicht zurecht. Sein Atemrhythmus wollte sich auch nach mehreren Tagen Ruhe im Basislager nicht auf den geringen Sauerstoffgehalt der Luft dort oben einstellen. Beide haben bereits den Heimweg über den Baltoro angetreten. Andi, der erst am Sonntag spät abends nach zwölfstündigem Abstieg im Basislager eingetroffen ist, will die nächsten Tage pausieren und schließt sich daher weiterhin anderen Expeditionen an.
Die verbliebenen fünf, Christian, Helmut, Alexander, Tassilo und Jeff, befinden sich seit heute Nacht auf dem Weg zum höchsten Punkt des Gasherbrum II. Zusammen mit dem Schweizer Expeditionsteam wollen sie ab Donnerstag die Spur zunächst zum vierten Hochlager auf ca. 7200 Metern, dann zum Gipfel legen und versichern. Wenn das Wetter im Karakorum der Vorhersage entsprechend bis Samstag stabil bleibt, sollte die Zeit zum Erreichen des Gipfels am Freitag und zur Rückkehr ins Basislager reichen. Andi will das nächste Schönwetterfenster in der kommenden Woche nutzen.

(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)



Gefangen auf 6500 Metern
Sonntag, 8. Juli 2007, 11:31 Uhr
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Zunächst sah es gut aus. Am Samstag war nur wenig Neuschnee gefallen, die Lawinengefahr zwischen erstem und zweitem Hochlager hatte sich gelegt, und die Meteorologen sagten ein Schönwetterfenster von Montag bis Donnerstag voraus. Der Plan für den Gipfelsturm stand fest: Christian und Jeff sollten als Vorhut am Sonntag, das Trio Helmut, Alexander und Tassilo am Dienstag Richtung Gipfel starten. Andi stieg noch am Samstag mit einem Iren und einem Schweden, Mitgliedern anderer Expeditionen, zum zweiten Hochlager (ca. 6500 Meter) auf, um sich dort zu akklimatisieren.
Nun hat sich das Blatt gewendet! In der Nacht auf Sonntag fielen 40 Zentimeter Neuschnee. Wieder ist die mühsam gelegte Spur verschwunden, eine dicke Schneeschicht verdeckt die gelegten Fixseile. Und wieder herrscht höchste Lawinengefahr. Seit Stunden warten die Kameraden im Basislager, dass Andi vom zweiten Hochlager zurückkehrt. Bisher vergeblich. Nach einer durchschneiten Nacht von einem solchen Hochlager abzusteigen, bedarf nicht nur Überwindung, sondern auch Mut und Risikobereitschaft. Oft bleiben die Bergsteiger lieber oben, obwohl sie die lange Zeit auf der Höhe zusätzlich schwächt.
Das Team im Basislager hat unterdessen den Gipfeltag wieder von Mittwoch beziehungsweise Donnerstag auf unbestimmte Zeit verschoben. Warten! Darauf, dass kein neuer Schnee mehr vom Himmel kommt und der bereits gefallene Schnee sich setzt.

(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)



Neuschnee begräbt die bereits verlegten Fixseile
Freitag, 6. Juli 2007, 17:33 Uhr
Abgelegt unter: 8000 Meter hoch

Das Wetter schlägt – wie so oft an den Achttausendern dieser Welt – wilde Kapriolen: Auf strahlenden Sonnenschein und euphorische Zeitpläne von Helmut und Christian folgen Schneegestöber und Frust. Innerhalb von zwei Tagen legt sich mehr als ein Meter Pulverschnee über die Zelte und die bereits bis zum zweiten Hochlager angebrachten Fixseile.
Erst am Mittwoch scheinen dem Team die Verhältnisse am Gasherbrum II wieder passabel. Christian, Helmut, Alexander, Tassilo und Jeff steigen auf und übernachten im Hochlager 1, um am nächsten Tag die Arbeit der Sherpa anderer Expeditionen fortzusetzen: Sie graben die Fixseile bis zu einer Höhe von 6300 Metern aus. Dann müssen sie abbrechen. Die Neuschneeschicht liegt noch immer ohne sichere Unterlage und kann jeden Moment abrutschen. Die Gefahr ist einfach zu groß. Zu allem Überfluss schlägt das Wetter erneut um, wieder fallen Schneeflocken, wieder zieht der Himmel bedrohlich zu. Während Helmut, Alexander und Tassilo trotzdem eine weitere Nacht in Lager 1 bleiben, steigen Christian und Jeff ins Basislager ab und geraten dabei in die Ausläufer einer kolossalen Lawine. Sie rast von der steilen Flanke des Gasherbrum I auf die beiden zu, die Druckwelle reißt sie beinahe zu Boden, der Schneestaub presst sich in Ohren, Nasenlöcher, in jede Ritze ihrer Rucksäcke.
Warten! Auf Sonnenschein und sicherere Verhältnisse. Wir hoffen, dass die Vorhersagen der Meteorologen für das Karakorum zutreffen und das ganze Team am kommenden Samstag in Richtung Eisbruch und Hochlager aufbrechen kann. Wenn das Wetter mitspielt, wollen sie den Gipfel des Gasherbrum II erreichen, ohne nochmals zum Basislager zurückzukehren.
Ein trauriges Ereignis überschattet die schwere Arbeit am Berg: Eine österreichische Bergsteigerin der Nachbarexpedition starb in ihrem Basislagerzelt – vermutlich an einem Gehirnödem.

(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)



Das erste Hochlager steht
Samstag, 30. Juni 2007, 16:32 Uhr
Abgelegt unter: 8000 Meter hoch

1. HochlagerUm 2 Uhr morgens starten Christian, Helmut, Sorin und Alexander mit rund 14 Kilogramm schweren Rucksäcken. Sie bringen vier Zelte, Gasflaschen, Kocher, Töpfe, Proviant, Isomatten, Eispickel und Schlafsäcke nach oben und richten Lager 1 auf etwa 6000 Metern Höhe ein. Die Route führt sie über einen kürzlich eingestürzten Eisturm und gewaltige Spalten von mehreren Metern Breite. Die schwarzen Löcher wirken unheimlich, einige der Schneebrücken äußerst labil. Umso kürzer die vier sich in der Gefahrenzone bewegen, desto besser: Sie fühlen sich fit, steigen besonders schnell auf und kommen schon nach neun Stunden zurück ins Basislager.

(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)



Die Eishölle liegt direkt über uns
Dienstag, 26. Juni 2007, 16:23 Uhr
Abgelegt unter: 8000 Meter hoch

Blick vom Basislager auf den Baltoro-GletscherSobald wir den Baltoro-Gletscher im Herzen des Karakorums betreten, wird die Umgebung schlagartig rau und kalt. Fels und Eis soweit das Auge reicht. Die Oasen mit grünem Gras, Edelweiß und Primeln werden rarer, die Berge rundum immer gewaltiger. Am Concordia-Platz blicken wir bei strahlendem Sonnenschein auf den 8611 Meter hohen K2 und den von Sturmwolken überwölbten Gipfel des Broad Peak.

Als wir die Schottermoräne unterhalb des bedrohlich zerklüfteten Gasherbrum-Eisbruchs erreichen, haben schon acht Expeditionen vor uns hier ihr Basislager aufgeschlagen: Bunte Zelte besetzen alle weitläufigen Lagerplätze in der Nähe der einen roten Fahne, die den Einstieg in das gigantische Meer schmutzig weißer Eistürme markiert. Wir finden einen ebenso kleinen wie steilen Hang, auf dem unsere elf Zelte gerade eben unterkommen. Einen ganzen Nachmittag lang schaufeln wir Steine, um ebene Terrassen anzulegen. Auf einer Höhe von 5050 Metern eine Kraft raubende Angelegenheit.

(nach einer Aufzeichnung von Annette Kniffler)